Die akute Polyradikuloneuritis ist eine Erkrankung, bei der sich die Nervenwurzeln mehrerer Spinalnerven entzünden. Aufgrund der Entzündungen kommt es zunehmend zu einer Lähmung aller Beine. Beim Menschen ist eine ähnliche Erkrankung – das Guillain-Barré-Syndrom – bekannt.
Eine Ursache hierfür ist noch nicht ergründet. Ursprünglich ging man davon aus, dass diese Erkrankung durch einen Biss von Waschbären ausgelöst wird, dies konnte jedoch nicht bestätigt werden, da die Erkrankung auch in Ländern auftritt, in denen keine Waschbären leben. Auch Hunde, die keinen Waschbärkontakt hatten, sind an der Polyradiculoneuritis erkrankt. Der Waschbärbiss wird demnach als Ursache ausgeschlossen, man geht von einer Autoimmunkrankheit aus.
Häufig werden im Vorfeld akute Infektionen (z.B. Gebärmutter-,Lungen-, bakterielle Darmentzündung) beobachtet, auf die eine fehlgesteuerte Immunreaktion folgt.
Betroffen sind oft große Hunderassen (selten auch Katzen), die zunächst einige Tage eine Schwäche der Hintergliedmaßen sowie Bewegungsstörungen zeigen. Daraufhin folgen schnell fortschreitende Lähmungen, sowohl der Beine, teilweise aber auch der Schluck- und Atemmuskulatur. Die Muskeln der Gliedmaßen können sich nicht mehr anspannen, Reflexe (z.B. Patellarsehnenreflex) sind nicht mehr auslösbar. Dadurch liegen betroffene Tiere auf der Seite oder in Brust-/Bauchlage, da sie nicht mehr steh- und gehfähig sind. Das Bewusstsein ist nicht beeinträchtigt, Urin- und Kotabsatz funktionieren in der Regel weiterhin einwandfrei, auch die Futteraufnahme ist meist nicht eingeschränkt. Oft stellt man eine Schmerzüberempfindlichkeit der Beine und Pfoten fest, der Hund schreit schon bei leichten Berührungen auf.
Der Tierarzt stellt die Diagnose durch eine klinisch-neurologische Untersuchung unter Ausschluss anderer Nervenerkrankungen.
Es gibt keine effektive medikamentöse Behandlung, trotzdem nimmt die Erkrankung in den meisten Fällen einen günstigen Verlauf. Eine intensive Betreuung sowie ausreichend Physiotherapie werden allerdings benötigt, um nach ca. sechs bis acht Wochen eine Rehabilitation ohne bleibende Schäden zu erreichen. In einigen Fällen dauert die Genesung trotz intensiver Therapie auch mehrere Monate bis hin zu einem Jahr.