Diese Tatsache bringt jedoch auch Probleme mit sich, sowohl für die Katzen, als auch für die Halter, insbesondere dann, wenn die natürlichen Verhaltensweisen der Katzen nicht berücksichtigt werden.
Entgegen früherer Behauptungen, nach denen Katzen als nicht sozial lebende Tiere bezeichnet wurden, weiß man heute, dass Katzen sehr wohl soziale Bindungen eingehen können. Bei ausreichendem Futterangebot sind Katzen in der Lage Beziehungen zu Artgenossen aufzubauen. Natürliche soziale Gruppen setzen sich dabei in erster Linie aus miteinander verwandten, weiblichen Tieren zusammen. Mütter, Großmütter, Tanten, Schwestern und Töchter leben miteinander in gemeinschaftlich genutzten Gebieten, in denen sie die Welpen unter der Obhut der Gruppe schützen und verteidigen. Junge Kater werden ab der Pubertät ausgeschlossen und finden sich in Bruderschaften zusammen. Sozial reife Kater ab drei bis vier Jahren, die sich ihre Position erkämpft haben, leben meist allein und durchstreifen die Territorien von mehreren Kätzinnen oder Familiengruppen. Fremde, miteinander konkurrierende Kater verteidigen ihre Gebiete auf sehr entschiedene Weise. Der Zusammenhalt und die Bindung in einer sozialen Gruppe wird durch einen gemeinsamen Gruppengeruch erhalten. Vorübergehend abwesende Katzen verlieren ihren Gruppengeruch, werden nicht erkannt und unter Umständen als „Fremde“ aggressiv behandelt oder angegriffen.
Auch wenn es bei freilebenden Katzen, ähnlich wie bei Hunden, Familiengruppen gibt, unterscheidet sich das Sozialverhalten beider Tierarten sehr stark. Zwischen Katzen existiert keine hierarchische Rangordnung wie beim Hund. Die soziale Ordnung wird von zahllosen Faktoren beeinflusst und basiert eher auf „diplomatischen Strategien“, die darauf abzielen, Streit zu verhindern. Die Größe der Gruppe wird unter wild lebenden Katzen in erster Linie durch die Verfügbarkeit von Ressourcen (Futter, Wasser, Ruhe- , Schlafplätze, etc.) bestimmt. Kampf um Futter zum Beispiel ist deshalb innerhalb sozialer Gruppen unnötig. Der Kontakt mit fremden Artgenossen wird auf ein Minimum reduziert. Kommt es trotzdem zu Begegnungen mit fremden Katzen, versuchen diese in der Regel über verschiedene Mittel und Wege der Kommunikation (Körpersprache, stimmliche Äußerungen, wie Knurren, Fauchen, Miauen, etc.), den Kontakt und die Distanz zu vergrößern. Wird die kritische Distanz überschritten, kann es durchaus zu aggressiven Ausschreitungen kommen. Innerhalb der Gruppe kommt es hingegen äußerst selten zu offenen Aggressionen. Aggressive Signale sind eher darauf ausgelegt, Konflikte zu vermeiden.
