Oft kommen Tierfreunde mit kränklichen und abgemagerten Kaninchen in die Tierarztpraxis und berichten, dass ihr Tier nicht mehr richtig frisst und ihm das Kauen schwerfällt. In den seltensten Fällen sind Zahnerkrankungen so offensichtlich, dass man sie mit bloßem Auge erkennen kann. Hin und wieder erkennt man, dass die Schneidezähne zu lang oder nicht optimal gewachsen sind. Doch die häufigeren Fehlstellungen der Backenzähne bleiben meist unerkannt. Es kommt dadurch nicht mehr zum gleichmäßigen Abrieb der Ober- und Unterkieferzähne, es entstehen Zahnspitzen. Durch das kontinuierliche lebenslange Wachstum der Nagerzähne werden diese Spitzen immer größer und verursachen Verletzungen an der Zunge und der Mundschleimhaut. In Folge dessen kann das Kaninchen die Zunge nicht mehr bewegen, eine Nahrungsaufnahme wird unmöglich. Neben der Gewichtsabnahme gibt es noch andere Symptome, die auf ein Problem der Zähne hinweisen: Kaninchen, die nicht ausreichend fressen, produzieren auch weniger Kot. Zähneknirschen und erhöhter Speichelfluss, aber auch langes einseitiges Kauen weisen ebenfalls auf Probleme hin. Bei der Entstehung von Zahnfehlstellungen können genetische Faktoren eine Rolle spielen, dennoch liegt der Grund vielmals in einer falschen Ernährung. Es sollte vorwiegend Heu, Gemüse und Grünfutter angeboten werden, damit das Tier eine große Menge Futter am Tag aufnehmen muss, um seinen Energiebedarf zu decken. Die Zähne werden dadurch optimal über einen längeren Zeitraum beansprucht und abgenutzt. Die Form der Zähne sowie deren Aufbau sind spezialisiert auf das Zermalmen von weicher und frischer Nahrung. Bei der Fütterung mit energiereichem Futter (z.B. Brot, Körner) ist das Langohr schnell satt, der ausreichende Abrieb wird verhindert. Die Struktur dieses Futters passt nicht zum Gebiss und kann somit nicht mit den physiologischen Mahlbewegungen zerkleinert werden. Besteht der Verdacht einer Zahnerkrankung, so ist es unumgänglich, den Tierarzt aufzusuchen, das Tier würde ihnen sonst schlichtweg verhungern.